Während des ganzen Sommers und Frühherbstes 1939 hatten die finnischen Grenzschutzeinheiten in Ilomantsi die übergeordneten Kommandoebenen über beunruhigende Entwicklungen hinter der Grenze informiert. Man hatte Explosionen gehört, die Geräusche von Fällarbeiten, das Rumpeln von Lastwagen und Panzerfahrzeugen sowie Gewehrschüsse, von denen man annahm sie dienten dem Einschiessen. Von der finnischen Seite aus war auch der Rauch von Hunderten von Lagerfeuern zu sehen.
Der für die Verteidigung Nordkareliens zuständige Stab des IV. Armeekorps hatte jedoch aufgrund des schlechten Zustands der Straßen auf der sowjetischen Seite der Grenze nicht damit gerechnet, dass die Russen eine massive motorisierte Streitmacht in Richtung Ilomantsi losschicken würden.
Die Russen meldeten am 26. November sieben Explosionen in der Nähe des sowjetischen Dorfes Mainila auf der karelischen Landenge und behaupteten, dass diese durch finnische Artilleriegranaten ausgelöst worden seien. Dabei handelte es sich jedoch um eine von der Sowjetunion inszenierte Aktion unter falscher Flagge, die von den Russen genutzt wurde, um einseitig den damals geltenden Nichtangriffspakt mit Finnland aufzukündigen.
Major Viljo Nikoskelainen und Hauptmann Viljo Kivikko, beide in der Grenzschutzkompanie Ilomantsi im Grenzschutzbezirk Joensuu tätig, waren sich darüber im Klaren, dass der Krieg unmittelbar bevorstand und ordneten am 27. November die Evakuierung der Zivilbevölkerung in den grenznahen Ortschaften an. Diese gegen die Politik und die Befehle des übergeordneten Hauptquartiers getroffene Entscheidung erwies sich als richtig. Denn dank des Vorgehens von Nikoskelainen und Kivikko waren die Verluste der Zivilbevölkerung in Ilomantsi nach Ausbruch des Krieges drei Tage später geringer als in den Grenzsiedlungen der benachbarten Gemeinden.
Die Rote Armee greift an
Am Morgen des 30. November 1939 überquerte die 155. Division des Brigadekommandeurs P. A. Aleksandrov mit 18.000 Soldaten die Grenze nach Ilomantsi und stieß zunächst praktisch ungehindert entlang von drei Achsen vor.
Die zahlenmäßig überwältigende Überlegenheit des Angreifers und die Qualität seiner Ausrüstung überraschten die Verteidiger völlig. Die gegnerische Truppe verfügte über eine große Anzahl von Panzerfahrzeugen, Panzern und anderer motorisierter Ausrüstung, die den Verteidigern nicht zur Verfügung stand. Die Division verfügte zudem über Tausende von Pferden und Artilleriegeschützen.
Die Finnen hatten diesem Ansturm nur das 11. selbständige Bataillon von Nikoskelainen entgegenzusetzen, das überwiegend aus Männern der Grenzschutzkompanie Ilomantsi, Mitgliedern des Schutzkorps von Ilomantsi und einheimischen Reservisten bestand. Das Bataillon wurde durch Leutnant Julkunens Abordnung junger Freiwilliger verstärkt, die ihren Militärdienst noch nicht abgeschlossen hatten. Die Verteidigungskräfte bestanden aus insgesamt 900 kampffähigen Männern.
Während der ersten Tage des Krieges zogen die Evakuierten aus den Grenzgebieten mit den sich zurückziehenden Militäreinheiten in Richtung Westen. Nach einer Verstärkung der Verteidigung von Ilomantsi in der zweiten Woche der Kampfhandlungen wurde die relative zahlenmäßige Überlegenheit der gegnerischen Streitkräfte auf etwa eins zu vier reduziert, doch die Finnen blieben die Unterlegenen.
Vorstoß auf zwei Achsen
Die Rote Armee bewegte sich entlang zweier Achsen innerhalb der heutigen Grenze Finnlands.
Von Norden aus stieß der Feind entlang der Niemijärvi-Straße in Richtung Korentovaara vor, von wo aus er entlang der heutigen Hatuntie (Straße Nr. 522) in Richtung des Kirchdorfes Ilomantsi vorrückte bis sein Vormarsch bei Kallioniemi am Fluss Koitajoki gestoppt wurde, wo sich die Front bis zum Ende der Kampfhandlungen am 13. März 1940 stabilisierte.
Von Süden her rückten die feindlichen Truppen durch das Dorf Möhkö in Richtung Oinassalmi vor (ebenfalls entlang der heutigen Straße Nr. 522), wo die Verteidiger vor den führenden Einheiten des Feindes eine Brücke sprengten, die einen schmalen Gewässerabschnitt überspannte. Nach der Ausschaltung der den Angriff anführenden Panzern durch finnische Kanoniere geriet der Angriff ins Stocken, und die Lage bei Oinassalmi stabilisierte sich für den Rest des Krieges.
Eine russische Einheit in der Stärke eines Bataillons drang im südlichen Sektor in die Frontlinie der Verteidiger ein, wurde aber schon bald in der Nähe des Sees Taivallampi, fünf Kilometer von Oinassalmi entfernt in Richtung des Dorfes Ilomantsi, bis zum letzten Mann ausgelöscht.
Die Angriffe in Ilomantsi hatten zum Ziel, die finnischen Truppen, die in Tolvajärvi im Süden kämpften, von hinten zu bedrohen. Die Einnahme der Gemeinde Ilomantsi hätte einen Weg in die regionale Hauptstadt Joensuu geebnet und einen Zugang zu guten Straßen- und Eisenbahnverbindungen ermöglicht.