Fortsetzungskrieg 1941-1944

 

Zeitleiste

17. Juni 1941  Finnland verkündet die Generalmobilmachung.

22. Juni 1941  Deutschland beginnt den Angriff auf die Sowjetunion unter dem Codenamen „Operation Barbarossa“.

25. Juni 1941  Sowjetische Flugzeuge bombardieren Helsinki und andere Ziele in Finnland.

25. Juni 1941  Premierminister Jukka Rangell erklärt, dass Finnland sich im Krieg befindet.

26. Juni 1941  Finnland schließt sich Deutschland beim Angriff auf die Sowjetunion an. Die finnischen Truppen dringen über die alte finnisch-russische Grenze in das sowjetische Karelien ein. Es folgt eine längere Phase des Stellungskriegs.

Juni 1944  Seit fünf Jahren herrscht Krieg in Europa. Die Belagerung von Leningrad wird beendet und die Vereinigten Staaten, Großbritannien und die Sowjetunion vereinbaren eine Großoffensive der Russen an der Ostfront, während die westlichen Alliierten Truppen auf dem europäischen Festland landen.

6. Juni 1944   Die westlichen Alliierten landen an der nordfranzösischen Küste in der Normandie. An der finnischen Front setzt die Sowjetunion eine Großoffensive in Gang. Die zurückweichenden finnischen Truppen werden in schwere Kämpfe auf der Karelischen Landenge verwickelt.

18. August 1944  Der gegnerische Angriff wird in Ilomantsi zurückgeschlagen.

4. September 1944  Finnland beendet die Kämpfe. Es tritt ein Waffenstillstand in Kraft.

19. September 1944  In Moskau wird ein Waffenstillstand unterzeichnet.

Dragoner auf dem Vormarsch, mit Ziel Ilomantsi. (Foto: Fotoarchiv Finnische Verteidigungsstreitkräfte)

Finnland verbündet sich mit Deutschland

Nach dem Winterkrieg war das Verhältnis zwischen Finnland und der Sowjetunion weiterhin angespannt. Im Rahmen des Friedens von Moskau 1940 war Finnland gezwungen worden, große Gebiete an die Sowjetunion abzutreten.

Andernorts in Europa weitete sich der Krieg auf neue Regionen aus, als Deutschland im Frühjahr 1940 Dänemark und Norwegen besetzte. Im Sommer rückten sowjetische Truppen in die baltischen Länder, d. h. Estland, Lettland und Litauen, ein.

Zum Herbst 1940 befand sich Finnland in einer zunehmend prekären Situation zwischen Deutschland und der Sowjetunion, den beiden Großmächten die sich beide in einem Krieg befanden. Von den Nachbarländern war nur Schweden zur Neutralität entschlossen.

Finnland begann, sich Deutschland anzunähern, kaufte von dort Getreide und Waffen und gestattete deutschen Truppen im besetzten Norwegen die Durchquerung finnischen Gebietes.

Als Hitler den Befehl zur Planung des Angriffes auf die Sowjetunion gab erwartete er, dass Finnland Deutschlands militärische Aktivitäten unterstützen würde. Finnland wiederum wollte das nach dem Winterkrieg verlorene Gebiet zurückerobern und war daher dem Vorschlag der Deutschen gegenüber offen eingestellt.

Am 22. Juni 1941 überfiel Deutschland die Sowjetunion. Bereits eine Woche zuvor hatte Finnland die Generalmobilmachung verkündet und konnte eine Armee von 530.000 Mann aufstellen. Aus den Grenzgebieten wurden insgesamt 45.000 Zivilisten evakuiert.

Erste finnische Vorstöße

Noch war Finnland nicht bereit, sich Deutschland bei der Invasion des Ostens offiziell anzuschließen. Doch einige Tage nach Beginn der Operation Barbarossa bombardierten sowjetische Flugzeuge Helsinki und andere Orte in Finnland. Premierminister Jukka Rangell erklärte, dass sich Finnland wieder im Kriegszustand befinde.

Finnische Truppen überquerten am 25. Juli an mehreren Fronten die Grenze zur Sowjetunion. Im Sektor Ilomantsi wurde das Fortkommen durch solide Befestigungen behindert, die von der Roten Armee in den von der Sowjetunion im Rahmen des Frieden von Moskau 1940 besetzten Gebieten errichtet worden waren.

Im östlichsten Teil des alten Ilomantsi, nahe dem Dorf Kuolismaa, trafen die Männer von Generalmajor Woldemar Oinonen auf eine gegnerische Formation von besonderem Interesse. Oinonens Gruppe stand die 126. Gewehrbrigade der Roten Armee gegenüber, die sich aus finnischsprachigen Sowjetbürgern und finnischen Kommunisten zusammensetzte, die Finnland in Richtung Sowjetunion verlassen hatten. Diese Brigade stand unter dem Kommando des Finnen Valter Valli, der 1918 nach Russland übergelaufen war, in der Roten Armee bis zum Major aufgestiegen war und die Säuberungen Stalins in den 1930er Jahren überlebt hatte.

Die Finnen machten nach der Wiedereroberung des verlorenen Gebiets nicht Halt. Angespornt durch den Erfolg der Deutschen überquerten sie die alte Grenze nach Sowjet-Karelien, wo sie die Stadt Petrosawodsk besetzten und den Vormarsch erst an den Ufern des Onegasees und des Flusses Svir im Südosten stoppten.

Die Generäle Ruben Lagus, Aleks Airo und Erkki Raappana diskutieren im Hauptquartier der 14. Division in Raappanas Hütte. (Foto: Fotoarchiv Finnische Verteidigungsstreitkräfte)

Sowjetischer Gegenangriff

Die erste Phase des Kriegs war durch die finnischen Vorstöße gekennzeichnet. Sie endete im Herbst 1941, worauf eine Phase des Stillstands folgte, die so genannte Stellungskriegsphase, die sich bis zum Beginn der sowjetischen Großoffensive an der Südfront im Juni 1944 hinzog.

Im Laufe des Sommers 1944 wendete sich das Blatt gegen Deutschland. Die Belagerung von Leningrad wurde beendet und die Vereinigten Staaten, Großbritannien und die Sowjetunion vereinbarten eine Großoffensive der Russen an der Ostfront, während die westlichen Alliierten Truppen auf dem europäischen Festland landeten.

Die westlichen Alliierten landeten am 6. Juni an der nordfranzösischen Küste in der Normandie. Wenig später begann die Sowjetunion eine Großoffensive auf der Karelischen Landenge.

Unter dem Ansturm brach die erste Verteidigungslinie der Finnen zusammen. Die Verteidiger mussten die besetzten Gebiete aufgeben und sich in erbitterte Abwehrkämpfe stürzen. Nach drei verwirrenden Wochen konnten die Finnen ihre Abwehr wieder stabilisieren und den russischen Vormarsch um Tali und Ihantala in der größten Schlacht in der Geschichte der nordischen Länder aufhalten.

Verlagerung des Schwerpunkts auf Ilomantsi

Da die Rote Armee auf der Karelischen Landenge nicht mehr vorankam, verlegten die Russen Ende Juli und Anfang August den Schwerpunkt ihrer Offensive auf den Norden des Ladogasees und den Sektor Ilomantsi. Während der Anfangsphase dieser letzten großen Schlachten des Fortsetzungskrieges waren die Verteidiger mit 13.000 finnischen Soldaten zahlenmäßig um 2.000 Mann überlegen. Nach späteren Schätzungen stieg die Truppenstärke der Russen nach dem Eintreffen von Verstärkungen auf 20.000 Mann an, die die Front jedoch erst nach einer Woche der Kämpfe erreichten und somit dem Angreifer nicht entscheidend helfen konnten. Die Finnen hatten zu diesem Zeitpunkt die Oberhand gewonnen und die Situation weitgehend unter Kontrolle.

Zudem hatten sie dieses Mal eine deutliche materielle Überlegenheit hinsichtlich der Artilleriegeschütze und der Munition. Auf beiden Seiten herrschte intensive Luftaktivität. In der Hochphase Anfang August waren mehr als hundert Flugzeuge an der Schlacht beteiligt.

Die tiefer nach Ilomantsi vorgedrungenen gegnerischen Truppen wurden am Fluss Ilajanjoki auf der Straßenachse Niemijärventie und bei Öykkösenvaara auf der Straße Leminahontie gestoppt. Die dritte Angriffsachse ging aus Richtung des heutigen östlichsten Punktes der Europäischen Union in Richtung Hattuvaara. Dieser Bedrohung wurde auf der Straße von Polvikoski in der Nähe des Baches Sikrenpuro Einhalt geboten.

Der Feind ist eingeschlossen

Ein Großteil der angreifenden Truppen wurde eingekesselt und vernichtet. Als der Waffenstillstand am 4. September in Kraft trat, hatten die Finnen den überwiegenden Teil der feindlichen Einheiten über die heutige Grenze zurückgedrängt.

Hinter dem Erfolg dieser Einkreisungsoperationen stand Mannerheims Vertrauter, Generalmajor Erkki Raappana, der sich bereits in den vorangegangenen Phasen des Fortsetzungskrieges als Kommandeur der 14. Division im Sektor Rukajärvi verdient gemacht hatte.

Die Finnen konnten trotz der hohen Materialverluste die die Rote Armee erlitten hatte, zahlreiche brauchbare Geschütze, Granatwerfer, Panzer, leichte Waffen und anderes Material sicherstellen, das nach Kriegsende noch jahrzehntelang für die militärische Ausbildung genutzt wurde. Es wurde außerdem eine beachtliche Anzahl von Pferden gewonnen.

Die erbeuteten Feldgeschütze befinden sich im Haus des Kämpfers in Hattuvaara.

Die Zahl der finnischen Verluste während der Einkreisungsschlachten in Ilomantsi betrug 2.000 Mann. Die Verluste des Feindes waren mindestens dreimal so hoch. So wurde beispielsweise eine der beiden unterlegenen Divisionen der Roten Armee, die in Richtung des Dorfes Ilomantsi vorrücken sollten, regelrecht ausgelöscht.

Ein ausgebranntes Wrack eines russischen Panzers in Lutikkavaara. (Foto: Fotoarchiv Finnische Verteidigungsstreitkräfte.

Bittere Bedingungen für den Frieden

Die finnischen Siege trugen zur Entscheidung Stalins bei, Friedensverhandlungen mit Finnland aufzunehmen. Obgleich die Sowjetunion ihre Forderung nach einer bedingten Kapitulation aufgegeben hatte, forderte sie schwierige Bedingungen für den Frieden.

Am 4. September beendete Finnland die Kämpfe und es trat ein Waffenstillstand in Kraft. Im zwei Wochen später unterzeichneten Waffenstillstand von Moskau wurde Finnland zur Rückkehr zu den Grenzen nach dem Winterkrieg und zur Übergabe der jenseits dieser Grenze verbliebenen Gebiete an die Sowjetunion gezwungen.

Darüber hinaus musste Finnland massive Reparationszahlungen an die Sowjetunion leisten, Petsamo am Nordpolarmeer abtreten und die Halbinsel Porkkala im Westen von Helsinki für die Nutzung als Militärbasis an die Sowjetunion verpachten. 1956 kam Porkkala wieder unter finnische Kontrolle.

Lapplandkrieg

Der Friedensvertrag sah auch die Vertreibung der deutschen Truppen aus dem finnischen Staatsgebiet vor. Als die Deutschen den Rückzug verweigerten, brach der Krieg zwischen Finnland und Deutschland aus. In diesem Konflikt, der als Lapplandkrieg bekannt ist, drängten die Finnen ihre einstigen Verbündeten durch Nordfinnland nach Norwegen.

Die zurückweichenden Deutschen brannten aus Rache die Stadt Rovaniemi nieder und setzten eine systematische Taktik der verbrannten Erde ein, die einen Großteil von Lappland als Ödland zurückließ. Der Lapplandkrieg endete am 27. April 1945.